Wie Red Hat OpenShift Virtualization die Brücke zwischen On-Premises und Cloud schlägt


In unseren bisherigen Artikeln haben wir die Migration von VMware zu Red Hat OpenShift Virtualization, den überzeugenden Business Case und den evolutionären Transformationspfad beleuchtet. Doch eine Dimension haben wir bisher nur gestreift: die strategische Bedeutung von OpenShift als einheitliche Plattform für Hybrid-Cloud-Strategien.

Um den Anschluss an den Markt nicht zu verlieren, stehen Unternehmen heute vor der Herausforderung, ihre IT-Infrastruktur über verschiedene Standorte und Cloud-Umgebungen hinweg zu orchestrieren. Die Frage ist längst nicht mehr „Cloud oder On-Premises?“, sondern „Wie orchestrieren wir beides intelligent?“ Red Hat OpenShift Virtualization bietet hier eine einzigartige Antwort: Eine Plattform, die konsistent über alle Umgebungen hinweg funktioniert – vom eigenen Rechenzentrum bis zur Public Cloud.

Die Hybrid-Cloud-Realität: Komplexität als Herausforderung


Die meisten Unternehmen betreiben heute bereits eine Form von Hybrid-Cloud – oft ungeplant und historisch gewachsen. Das Ergebnis: Eine fragmentierte IT-Landschaft mit unterschiedlichen Management-Tools, Prozessen und Sicherheitsrichtlinien für jede Umgebung.

Die typischen Herausforderungen:

  • Heterogene Management-Landschaft: Separate Tools für On-Premises-Virtualisierung, verschiedene Cloud-Provider und Container-Plattformen führen zu operativer Komplexität sowie erhöhtem Schulungs- und Wartungsaufwand.
  • Inkonsistente Sicherheit und Compliance: Unterschiedliche Security-Policies und Compliance-Anforderungen über verschiedene Umgebungen hinweg erhöhen das Risiko und den Verwaltungsaufwand.
  • Workload-Portabilität: Die Migration von Workloads zwischen verschiedenen Umgebungen ist komplex, zeitaufwändig und schränkt die Flexibilität ein.
  • Vendor Lock-in: Proprietäre Cloud-Services erschweren Migrationen zu anderen Providern erheblich und schränken strategische Optionen ein.

OpenShift: Die einheitliche Plattform für alle Umgebungen


Red Hat OpenShift Virtualization durchbricht diesen Siloansatz durch eine fundamentale Designentscheidung: Die gleiche Plattform-Architektur funktioniert konsistent über alle Umgebungen hinweg.

Das Prinzip der konsistenten Plattform

OpenShift basiert auf Kubernetes und erweitert es um Enterprise-Features für Virtualisierung, Netzwerk, Storage und Security. Diese Architektur ist umgebungsunabhängig: Ob auf Bare-Metal-Servern im eigenen Rechenzentrum, in AWS via ROSA (Red Hat OpenShift Service on AWS), auf Google Cloud oder Microsoft Azure – überall läuft die gleiche OpenShift-Plattform.

Der entscheidende Vorteil: IT-Teams lernen ein einziges Set von Tools, Prozessen und Best Practices. Workloads können ohne Anpassungen zwischen verschiedenen Umgebungen verschoben werden. Security-Policies und Compliance-Anforderungen werden zentral definiert und konsistent durchgesetzt.

Cloud-Bursting: Elastische Skalierung für Lastspitzen


Einer der überzeugendsten Anwendungsfälle für Hybrid Cloud ist Cloud-Bursting – die Möglichkeit, bei Bedarf zusätzliche Ressourcen aus der Public Cloud zu nutzen, ohne die gesamte Infrastruktur in die Cloud zu verlagern.

Wie Cloud-Bursting mit OpenShift funktioniert

Die einheitliche OpenShift-Plattform ermöglicht nahtloses Cloud-Bursting: Ihre Basis-Workloads laufen im eigenen Rechenzentrum, aber bei Lastspitzen können Sie automatisch zusätzliche Ressourcen in der Cloud aktivieren. Da die Plattform identisch ist, funktionieren Ihre Anwendungen ohne Anpassungen auch in der Cloud-Umgebung.

Technisch ermöglicht wird dies durch:

Unified API: Kubernetes bietet konsistente APIs über alle Umgebungen hinweg. Ihre Orchestrierungs- und Automatisierungstools funktionieren identisch, egal ob On-Premises oder in der Cloud.

Container und VM-Portabilität: Sowohl Container als auch virtuelle Maschinen können zwischen Umgebungen verschoben werden, ohne dass Anpassungen am Workload selbst notwendig sind.

Intelligente Workload-Platzierung: OpenShift kann Workloads automatisch basierend auf Policies, Kosten und Verfügbarkeit auf verschiedene Umgebungen verteilen.

Ansible Automation: Mit Red Hat Ansible Automation Platform lassen sich komplexe Orchestrierungs-Workflows über verschiedene Umgebungen hinweg automatisieren – von der initialen Provisionierung bis zur Skalierung und dem Workload-Management.

Praxisbeispiel: Saisonale Lastspitzen intelligent abfedern

Erinnern wir uns an unser Logistikunternehmen aus den vorherigen Artikeln: 350 Mitarbeiter, 200 LKW, kritische Systeme wie WMS (Warehouse Management), TMS (Transport Management) und ERP auf OpenShift Virtualization.

In Phase 4 der Transformation implementiert das Unternehmen eine Hybrid-Cloud-Strategie für das Weihnachtsgeschäft. Die Herausforderung: Von Oktober bis Dezember verdoppelt sich das Paketvolumen. Die bestehende On-Premises-Infrastruktur ist für Normalbetrieb optimal dimensioniert, würde aber für nur drei Monate das Doppelte an Hardware erfordern.

Die Lösung:

Die Basis-Workloads (WMS, TMS, ERP) laufen weiterhin On-Premises auf OpenShift Virtualization. Für die saisonalen Spitzen werden zusätzliche OpenShift-Cluster in AWS (ROSA) provisioniert, die ausschließlich die skalierbaren Container-Workloads übernehmen:

  • Zusätzliche Instanzen der mobilen Tracking-App für temporär eingestellte Fahrer
  • Erweiterte Analyseservices für Routenoptimierung bei erhöhtem Aufkommen
  • Temporäre Customer-Self-Service-Portale für Paketverfolgung

Die Ansible Automation Platform orchestriert den gesamten Prozess: Automatische Provisionierung der Cloud-Ressourcen im September, Skalierung basierend auf tatsächlicher Last und vollständiges Herunterfahren Ende Dezember. Das Ergebnis: Kostenoptimierte Skalierung ohne Kompromisse bei Performance oder Verfügbarkeit.

Disaster Recovery: Georedundanz ohne Komplexität


Ein zweiter kritischer Anwendungsfall für Hybrid Cloud ist Disaster Recovery und Business Continuity. Die einheitliche OpenShift-Plattform vereinfacht den Aufbau georedundanter Infrastrukturen erheblich.

Traditionelle Disaster-Recovery-Herausforderungen

Klassische DR-Konzepte mit VMware erforderten oft identische Hardware-Infrastrukturen am Primär- und Backup-Standort, komplexe Replikationsmechanismen und aufwendige Failover-Tests. Die Kosten für ein ungenutztes Zweitrechenzentrum waren für viele Unternehmen prohibitiv hoch.

OpenShift-basiertes Disaster Recovery

Mit OpenShift als einheitlicher Plattform ergeben sich neue, kosteneffiziente Möglichkeiten:

Primärer Standort On-Premises: Ihre produktiven Workloads laufen im eigenen Rechenzentrum auf OpenShift Virtualization, wo Sie volle Kontrolle über Latenz, Datenschutz und Performance haben.

Sekundärer Standort in der Cloud: Für DR nutzen Sie einen OpenShift-Cluster in einer Public Cloud (z.B. AWS ROSA). Dieser kann im Normalbetrieb für nicht-kritische Workloads oder Entwicklungs-/Testumgebungen genutzt werden und steht bei Bedarf für Failover zur Verfügung.

Kontinuierliche Replikation: OpenShift Advanced Cluster Management ermöglicht Policy-basierte Replikation zwischen Clustern. VM-Snapshots und Container-Images werden regelmäßig synchronisiert.

Automatisiertes Failover: Im Notfall kann der Failover weitgehend automatisiert erfolgen. Die Anwendungen starten im Cloud-Cluster ohne Anpassungen, da die Plattform identisch ist.

Logistik-Beispiel: Georedundanz für kritische Systeme

Unser Logistikunternehmen erweitert seine Hybrid-Cloud-Strategie um Disaster Recovery. Die kritischen Systeme (WMS, TMS, ERP) werden kontinuierlich zu einem OpenShift-Cluster in einer AWS-Region mit ROSA repliziert.

Die Ansible-Automatisierung sorgt für:

  • Regelmäßige VM-Snapshots und Synchronisierung zum DR-Standort
  • Automatische Konsistenzprüfungen der replizierten Daten
  • Quartalsweise automatisierte DR-Tests ohne Beeinträchtigung des Produktivbetriebs
  • Im Notfall: Automatisches Failover mit definiertem RTO (Recovery Time Objective) von unter 30 Minuten

Der DR-Cluster wird im Normalbetrieb für nicht-kritische Entwicklungs- und Testumgebungen genutzt – so entstehen keine ungenutzten Ressourcen.

Multi-Cloud-Management: Strategische Flexibilität bewahren


Während Cloud-Bursting und DR die primären Hybrid-Cloud-Szenarien darstellen, eröffnet OpenShift auch strategische Multi-Cloud-Optionen.

Warum Multi-Cloud?

Verschiedene Cloud-Provider haben unterschiedliche Stärken: AWS bietet das breiteste Service-Portfolio, Google Cloud punktet mit KI/ML-Services und Datenanalyse, Azure integriert sich nahtlos in Microsoft-Ökosysteme. OpenShift ermöglicht es, diese Stärken zu nutzen, ohne in einen einzelnen Provider-Lock-in zu geraten.

OpenShift Advanced Cluster Management ist eine zentrale Konsole für alle OpenShift-Cluster – unabhängig davon, wo sie laufen. IT-Teams können Policies zentral definieren, Workloads über verschiedene Cluster hinweg orchestrieren und Compliance-Anforderungen durchsetzen.

Das Logistikunternehmen könnte beispielsweise KI-basierte Routenoptimierung auf Google Cloud nutzen (wegen der starken ML-Services), während die Hauptworkloads On-Premises bleiben und DR auf AWS läuft – alles über eine einheitliche Managementebene orchestriert.

Edge Computing: Die Cloud bis zum LKW


Ein zunehmend wichtiger Trend ist Edge Computing. OpenShift unterstützt Edge-Deployments – kleine, ressourcenoptimierte Cluster, die näher am Ort der Datenerfassung laufen. Auch für unser Logistikunternehmen eröffnet dies neue Möglichkeiten:

Kompakte OpenShift-Cluster in regionalen Verteilzentren ermöglichen lokale Datenverarbeitung und latenzoptimierte Services für regionale Operationen. Diese Edge-Cluster sind Teil der gleichen Management-Struktur wie das zentrale Rechenzentrum und die Cloud-Ressourcen.

Technisch ermöglicht durch:

  • Single Node OpenShift für ressourcenbeschränkte Umgebungen
  • Intermittierend verbundene Architekturen für Offline-Fähigkeit
  • Zentrale Policy-Verwaltung trotz verteilter Deployments

Die Rolle der Automatisierung: Ansible als Orchestrator


Eine Hybrid-Cloud-Strategie steht und fällt mit der Automatisierung. Die manuelle Verwaltung verteilter Infrastrukturen ist fehleranfällig und nicht skalierbar.

Red Hat Ansible Automation Platform bildet den perfekten Orchestrator für OpenShift-basierte Hybrid Clouds:

Infrastructure as Code: Die gesamte Infrastruktur – von VM-Definitionen über Netzwerkkonfigurationen bis zu Security-Policies – wird als Code verwaltet und versioniert.

Multi-Cloud-Orchestrierung: Ansible kann Infrastruktur-Workflows über verschiedene OpenShift-Cluster und Cloud-Provider hinweg automatisieren, ohne providerspezifische Tools lernen zu müssen.

Self-Service-Portale: Entwicklungsteams können über Ansible-gesteuerte Self-Service-Portale eigenständig Ressourcen anfordern, während IT-Teams zentrale Kontrolle und Governance behalten.

Compliance und Reporting: Automatisierte Compliance-Checks und Reporting über alle Umgebungen hinweg stellen sicher, dass Unternehmensstandards eingehalten werden.

Strategische Vorteile der einheitlichen Plattform


Die Konsolidierung auf OpenShift als einheitliche Hybrid-Cloud-Plattform bringt entscheidende strategische Vorteile:

Reduzierte Komplexität: Ein einziges Management-Paradigma für alle Umgebungen vereinfacht Operations erheblich und reduziert den Schulungsaufwand.

Erhöhte Agilität: Workloads können schnell zwischen Umgebungen verschoben werden, um auf sich ändernde Business-Anforderungen zu reagieren.

Kostenoptimierung: Ressourcen lassen sich optimal zwischen On-Premises-Infrastruktur und Cloud-Umgebungen verteilen – für maximale Flexibilität bei gleichzeitiger Kosteneffizienz.

Vendor-Lock-in vermeiden: Die standardisierte Kubernetes-Basis verhindert proprietäre Cloud-Abhängigkeiten und bewahrt strategische Flexibilität.

Zukunftssicherheit: Neue Technologien wie KI/ML, Edge Computing oder IoT-Workloads können in die bestehende Plattform integriert werden, ohne die Grundarchitektur zu ändern. Forschungsprojekte wie „Qubernetes“ zeigen bereits, dass sogar experimentelle Quantum-Computing-Workloads auf Kubernetes-Basis denkbar sind – ein deutliches Signal für die langfristige Skalierbarkeit des Plattform-Ansatzes.

Praktische Umsetzung: Der Weg zur Hybrid-Cloud-Strategie


Für Unternehmen, die eine Hybrid-Cloud-Strategie mit OpenShift umsetzen möchten, empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen:

Phase 1 – Assessment und Strategieentwicklung Analyse der aktuellen Workloads: Welche eignen sich für Cloud-Bursting, welche sollten On-Premises bleiben? Definition von DR-Anforderungen und Entwicklung einer Multi-Cloud-Strategie.

Phase 2 – Aufbau der Basiskonfiguration
Implementierung des primären OpenShift-Clusters On-Premises, Installation der Automatisierungstools und Definition von Policies und Standards.

Phase 3 – Cloud-Integration Aufbau der Cloud-Cluster (ROSA, Google Cloud, Azure je nach Strategie), Konfiguration der Netzwerk-Connectivität und Implementierung von Replikationsmechanismen.

Phase 4 – Automatisierung und Orchestrierung Entwicklung von Ansible-Playbooks für Workload-Migration, Cloud-Bursting-Automation und DR-Orchestrierung sowie Aufbau von Monitoring und Alerting über alle Umgebungen.

Phase 5 – Kontinuierliche Optimierung Regelmäßige DR-Tests, Optimierung der Workload-Platzierung basierend auf Kosten und Performance sowie kontinuierliche Anpassung an sich ändernde Business-Anforderungen.

Die Zukunft ist hybrid – und einheitlich


Die Zukunft der Unternehmens-IT ist nicht rein Cloud, aber auch nicht rein On-Premises. Sie ist hybrid – eine intelligente Orchestrierung von Ressourcen über verschiedene Umgebungen hinweg, basierend auf Business-Anforderungen, Kostenoptimierung und technischen Notwendigkeiten.

Red Hat OpenShift Virtualization macht diese Vision zur Realität, indem es eine einheitliche Plattform bietet, die konsistent über alle Umgebungen funktioniert. Von der schrittweisen Migration bestehender VMs über Cloud-Bursting für Lastspitzen bis hin zu georedundantem Disaster Recovery – alles auf einer Plattform, mit konsistenten Konzepten, Prozessen und Tools, orchestriert durch leistungsfähige Automatisierung.

Unternehmen, die heute diese Hybrid-Cloud-Strategie umsetzen, schaffen nicht nur eine flexible, kostenoptimierte IT-Infrastruktur. Sie legen das Fundament für die nächste Dekade der digitalen Transformation – eine Infrastruktur, die mit den Anforderungen wächst und neue Technologien nahtlos integrieren kann.

Ihr Weg zur Hybrid-Cloud-Strategie


Als Red Hat Premier Partner unterstützt die bitbone AG Sie dabei, Ihre individuelle Hybrid-Cloud-Strategie zu entwickeln und umzusetzen. Mit unserer Expertise in Red Hat OpenShift (Cloud-Mechanismen und Betriebsunterstützung) sowie Red Hat Ansible Automation (komplette Automatisierung) begleiten wir Sie auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen, flexiblen IT-Infrastruktur.

Interessiert an einer Hybrid-Cloud-Strategie für Ihr Unternehmen? Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch. Gemeinsam entwickeln wir die passende Strategie – von der Beratung bis zum Workshop.

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