„Angespannt bis kritisch“ und so hoch wie nie zu vor. So resümiert das BSI in seinem Lagebericht zur Cybersicherheit im Jahr 2023. Und wie schaut es 2024 aus? Ransomware ist nach wie vor die größte Bedrohung, hinzukommen KI-gesteuerte Angriffe und wie immer gilt, je digitaler unsere Welt wird, umso verwundbarer werden wir. Wie gelingt es trotzdem, die eigene Cybersicherheit zu stärken? Kleiner Spoiler vorab: Die Anforderungen der Richtlinie NIS2 sind dabei gar nicht so verkehrt. Aber jetzt erst mal viel Spaß beim Lesen und Reinschmökern.

10 Punkte, um die eigene Cybersicherheit zu stärken


1. Identifikation von Assets:

Ein umfassender Überblick bildet die Grundlage für eine effektive Security-Strategie. Ohne diesen Überblick sind Sicherheitsmaßnahmen unkoordiniert, Risiken werden übersehen und die Reaktionsfähigkeit bei Sicherheitsvorfällen beeinträchtigt. Asset-Management sollte also ganz oben auf der Liste stehen, wenn es um eine starke Cybersicherheit geht. Und auch im Kontext der NIS2-Richtlinie ist Asset-Management von entscheidender Bedeutung. Denn nur dann kann die Sicherheit von Netz- und Informationssystemen gewährleistet, die Einhaltung von Vorschriften sichergestellt und auf Sicherheitsvorfälle, wie beispielsweise das Patchen von Schwachstellen angemessen reagiert werden.

2. Sicherheitsbewusstsein schaffen:

Eigentlich können wir es nicht mehr hören, aber
laut einer aktuellen Kaspersky-Umfrage waren in den vergangenen zwei Jahren mehr als ein Drittel (37%) aller Cybersicherheitsvorfälle in Deutschland auf das Fehlverhalten von Mitarbeitern zurückzuführen. Nur um noch einmal zu verdeutlichen, wie wichtig die „Menschliche-Firewall“ ist. Aber wie schafft man das? Wie gelingt es das eigene Team zu sensibilisieren? Für uns sind regelmäßige Awareness-Schulungen und Phishing-Simulations deshalb ein wichtiger Bestandteil in jedem Security-Konzept. Wichtig hierbei, dass:

  • Die Informationen für Mitarbeitende verständlich und interessant gestaltet sind
  • Sie durch inhaltliche Nähe und alltagsrelevante Tipps Aufmerksamkeit und Akzeptanz erfahren
  • Mitarbeitende sie nicht als langweilige eintönige Pflichtveranstaltung wahrnehmen.
  • Sich einfach und dauerhaft in den Arbeitsalltag integrieren lassen und regelmäßig durchgeführt werden.

Das ist zumindest unsere Erfahrung, wenn es darum geht, die „Menschliche-Firewall“ zu stärken.

Und kleine Bemerkung am Rande: Regelmäßig Schulungen anzubieten, die das Cyber-Security-Bewusstsein im Unternehmen erhöhen, ist gleich schon die erste Anforderung, die sich auch in der Richtlinie NIS2 wiederfindet.

3. Aktualisierte Sicherheitssoftware:

Im Winter ohne Winterreifen zu fahren ist genauso fahrlässig, wie die eigene Sicherheitssoftware nicht zu aktualisieren. Unser Tipp hier ist, achten Sie darauf, dass ihre einzelnen Tools sinnvoll ineinandergreifen und sich gegenseitig ergänzen. Zudem kann es nicht schaden, ab und an mit der Brille eines Außenstehenden auf die eigene Infrastruktur zu blicken und kritisch zu hinterfragen, passen meine Sicherheitsmaßnahmen noch oder müssen diese ergänzt werden?

4. Regelmäßige Updates und Patches:

Die regelmäßige Aktualisierung von Software, Betriebssystemen und Anwendungen durch Patches und Updates ist entscheidend für die Cybersicherheit. Und um beim Beispiel mit den Winterreifen zu bleiben, Winterreifen, die abgefahren sind, schützen Sie wohl kaum. Regelmäßige Updates und Patches sind entscheidend, um:

  • Sicherheitslücken zu schließen: Software enthält oft Schwachstellen und Sicherheitslücken, die von Angreifern ausgenutzt werden können. Patches und Updates werden von Entwicklern bereitgestellt, um diese Lücken zu schließen und die Sicherheit der Software zu verbessern.
  • Reaktionen auf neue Bedrohungen zu beschleunigen: Cyberkriminelle entwickeln kontinuierlich neue Angriffsmethoden. Regelmäßige Updates ermöglichen es Softwareanbietern, auf diese sich ändernden Bedrohungen zu reagieren, indem sie ihre Produkte kontinuierlich verbessern und aktualisieren.
  • Exploits und Malware zu vermeiden: Veraltete Software ist anfälliger für Exploits und Angriffe. Cyberkriminelle suchen gezielt nach bekannten Schwachstellen, die nicht behoben wurden. Durch regelmäßige Updates können diese potenziellen Einfallstore geschlossen und die Gefahr von Malware minimiert werden.
  • Die Kompatibilität sicherzustellen: Updates stellen sicher, dass Software mit den neuesten Standards und Technologien kompatibel ist. Dies ist wichtig, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten und gleichzeitig mögliche Sicherheitsprobleme zu vermeiden.
  • Die Bereitstellung neuer Funktionen und Verbesserungen voranzutreiben: Neben Sicherheitsupdates enthalten Software-Updates oft auch neue Funktionen und Verbesserungen. Dies trägt nicht nur zur Sicherheit bei, sondern verbessert auch die Leistung und Benutzerfreundlichkeit.
  • Die Einhaltung von Sicherheitsstandards sicherzustellen: In vielen Branchen und Organisationen sind bestimmte Sicherheitsstandards vorgeschrieben. Regelmäßige Updates sind notwendig, um diese Standards einzuhalten und sicherzustellen, dass sensible Daten angemessen geschützt sind.
  • Die Liste lässt sich noch unendlich weiterführen. Deswegen ganz wichtig: Regelmäßige Updates und Patche

5. Starke Passwörter und Authentifizierungsverfahren:

Denn starke Passwörter und Authentifizierungsverfahren dienen als erste Verteidigungslinie gegen unbefugte Zugriffe auf persönliche Konten, Systeme oder Daten. Somit wird sichergestellt, dass nur autorisierte Benutzer auf sensible Informationen zugreifen können. Außerdem sind schwache oder leicht zu erratende Passwörter anfällig für Bruteforce-Angriffe, bei denen Angreifer systematisch verschiedene Kombinationen ausprobieren, um das richtige Passwort zu erraten. Starke Passwörter erschweren solche Angriffe erheblich. Wichtig ist die Etablierung von mehrstufigen Authentifizierungsprozessen, auch bekannt als Multifaktor- oder Zwei-Faktor-Authentifizierung. Denn eine mehrstufige Authentifizierung fügt eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu, indem sie verlangt, dass Benutzer neben ihrem Passwort auch ein zweites Bestätigungselement verwenden Dadurch wird das Risiko eines unbefugten Zugriffs erheblich reduziert, da ein Angreifer nicht nur das Passwort, sondern auch das zusätzliche Bestätigungselement benötigt, um sich erfolgreich zu authentifizieren. Zudem dient eine mehrstufige Authentifizierung als wirksamer Schutz vor Phishing-Angriffen, bei denen Angreifer versuchen, Benutzer zur Offenlegung ihrer Anmeldeinformationen zu verleiten. Selbst, wenn ein Benutzer sein Passwort preisgibt, kann der Angreifer ohne das zusätzliche Bestätigungselement keinen Zugriff erhalten. Insgesamt ist die Implementierung von mehrstufigen Authentifizierungsprozessen ein effektiver Ansatz, um die Sicherheit von Benutzerkonten und -daten zu verbessern und Organisationen vor den Folgen von Sicherheitsverletzungen zu schützen.

6. Netzwerksegmentierung und Zugriffskontrolle:

Netzwerksegmentierung ermöglicht es, das Netzwerk in kleinere, isolierte Bereiche aufzuteilen. Dadurch wird die Angriffsfläche für potenzielle Angreifer reduziert. Selbst wenn ein Teil des Netzwerks kompromittiert wird, bleibt der Schaden auf das segmentierte Gebiet begrenzt. Durch Zugriffskontrolle können Unternehmen den Zugang zu kritischen Ressourcen wie Servern, Datenbanken und sensiblen Informationen beschränken. Nur autorisierte Benutzer erhalten Berechtigung für den Zugriff, was das Risiko von Datenlecks und unautorisiertem Zugriff minimiert. Im Falle eines Sicherheitsvorfalls in einem Segment des Netzwerks können Netzwerksegmentierungen und Zugriffskontrolle dazu beitragen, die Ausbreitung von Bedrohungen auf andere Bereiche zu verhindern. Dies isoliert potenzielle Angriffe und erleichtert die Begrenzung und Beseitigung von Sicherheitsproblemen.

7. Datensicherung- und Wiederherstellung:

Durch regelmäßige Datensicherungen können Unternehmen und Einzelpersonen sich vor Datenverlust durch verschiedene Ursachen schützen, sei es durch Hardwarefehler, Softwareprobleme, menschliche Fehler oder Cyberangriffe. Wichtig ist hier eine Kombination aus digitalem Backup und Bandsicherung.

Die Kombination bietet eine umfassende Backup-Strategie, die Redundanz, Flexibilität, Zuverlässigkeit und Compliance gewährleistet. Durch die Kombination gelingt es eine effektive Backup- und Widerherstellungslösung zu implementieren, die den spezifischen Anforderungen entspricht und gleichzeitig vor Datenverlust und Compliance-Verstößen schützt. Sich um ein Backup Management zu bemühen und sicherzustellen, dass Backups sicher durchgeführt werden, um den Datenverlust im Falle eines Sicherheitsvorfalls zu minimieren, ist eine weitere Anforderung aus der Richtlinie NIS2.

8. Überwachung und Analyse des Netzwerkverkehrs:

Durch die kontinuierliche Überwachung des Netzwerkverkehrs können Sicherheitsteams Anomalien und ungewöhnliche Aktivitäten frühzeitig erkennen. Dies ermöglicht eine schnelle Reaktion auf potenzielle Sicherheitsvorfälle. Durch die Überwachung des Netzwerkverkehrs können Angriffssignaturen und Muster identifiziert werden. Sicherheitssysteme können drauf trainiert werden, auf der Grundlage dieser Muster verdächtige Aktivitäten zu erkennen und Alarme auszulösen. Und hier auch noch ein interessanter Fakt: Die durchschnittliche Zeitspanne, die ein Angreifer benötigt, um in ein Netzwerk einzudringen und die finale Phase seiner Attacke auszulösen, ist von ZEHN Tagen im Jahr 2022 auf ACHT Tage in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 gesunken. Und weil Überwachung und Analyse des Netzwerkverkehrs so essenziell wichtig ist, ist auch in der NIS2-Richtlinie verankert, dass Unternehmen in der Lage sein sollten, Risiken frühzeitig zu erkennen, angemessene Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, effektiv auf Sicherheitsvorfälle zu reagieren und das unter Berücksichtigung der aktuell technologischen Entwicklung.

9. Vorbereitung auf Sicherheitsvorfälle:

Die Entwicklung eines wirksamen Incident Response-Plans (IRP) ist entscheidend, um angemessen auf Sicherheitsvorfälle reagieren zu können.

10. Dranbleiben:

Die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Security-Strategie ist entscheidend, um mit den sich ständig verändernden Bedrohungslandschaften, technologischen Entwicklungen und geschäftlichen Anforderungen Schritt zu halten. Und um es kurz und knackig zu sagen: nach dem 10 Punkte-Plan ist vor dem 10-Punkte-Plan : 😊

Zusammenfassend gilt also zu sagen: Mit jeder Schutzfunktion erhöhen wir die Hürde für Angreifer.
Und um die Brücke zur Richtlinie NIS2 zu schlagen: wer sich schon intensiver damit auseinandergesetzt hat, den wird diese Aussage wohl kaum überraschen, aber im Kern geht es bei der Richtlinie genau um diese 8 Punkte. Deswegen nicht wegschauen, wenn es um eine Richtlinie geht, die sie auf den ersten Blick gar nicht betrifft, denn auf den zweiten Blick sieht man ganz deutlich, dass sehr viel sinnvolles dahinter steckt und zwar für jeden Einzelnen unabhängig von Unternehmensgröße, Branche etc.

Mehr zum Thema Cybersicherheit im Jahr 2024, erfahren Sie in unserem Webinar am 21.03.24.

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