Lohr am Main setzt auf die Open-Source-Groupware-Lösung Zarafa
Die Stadt Lohr löst gemeinsam mit der bitbone AG MS Exchange mit der Open-Source- Groupware-Lösung Zarafa ab.
Die Herausforderung
Während die Stadt Lohr bei der Groupware in den vergangenen Jahren auf Microsoft Exchange setzte, gab es zunehmend Probleme mit der Lösung. „Es war alles sehr starr und unflexibel“, erinnert sich Harald Werner, „es gab keine Anpassungsmöglichkeiten. Dafür gab es aber jede Menge Abhängigkeiten, wie z. B. die Koppelung mit Microsoft Office oder die lösungseigene Datenbank. Die hat besonders viele Probleme gemacht, als das Kapazitätslimit erreicht wurde. Die Datenbank schloss in solch einem Fall einfach ab, ohne eine Meldung, und man kam nicht mehr an die Daten ran, wie bei einer Black Box. Man konnte zwar Daten löschen, um wieder freie Kapazitäten zu bekommen, aber man konnte nicht bestimmen, welche Daten gelöscht werden. Hinzu kam eine hohe Ressourcenauslastung auf dem Exchange-Server.“
Nachdem eine Skalierung des bestehenden Systems nicht möglich war, entschied sich die Stadt Lohr, das MS Exchange-System abzulösen. „Wir wollten ein anpassbares, auch in Zukunft skalierbares Groupware-System ohne Abhängigkeiten mit einer standardisierten, offenen Datenbank“, erinnert sich Harald Werner an die Ziele, die Anfang 2013 definiert wurden.
Die Lösung:
Dieser Wunsch führte den IT-Verantwortlichen direkt zu Zarafa: „Ich habe die Lösung bereits seit einigen Jahren in Foren und Fachzeitschriften beobachtet. Außerdem ist unser IT-Dienstleister, die bitbone AG, ein starker Zarafa-Partner und örtlich in unserer Nähe, was mir – ebenso wie der persönliche Kontakt – sehr wichtig ist. Wir haben gute Erfahrungen mit der bitbone AG und den Produkten, für die sie steht, gemacht. Unser erstes Einführungsprojekt war damals eine Firewall, das lief richtig gut.“ Im September 2013 jährte sich die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Lohr und der bitbone AG, die auf einer Linux-Messe in Frankfurt begonnen hatte, bereits zum zehnten Mal.
Warum Open Source?
Dass die neue Lösung ein Open-Source-Produkt sein sollte, war für Harald Werner klar: „Open Source steht für Freiheit in der individuellen Anpassbarkeit und ist nicht von Profit getrieben. Freie Lösungen sind deutlich günstiger als proprietäre Produkte mit hohen Lizenzkosten. Wir Behörden arbeiten schließlich mit Steuergeldern, die uns allen gehören. Damit sollte man kritisch und bedacht umgehen und sie nicht zum Fenster hinauswerfen“, findet Harald Werner.
Doch auch die Philosophie hinter Open Source gefällt dem IT-Verantwortlichen: „Es gibt ein Zitat von Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach: ‚Wissen ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.‘ – Die gleiche Philosophie steckt in Open Source. Auch die bitbone AG vertritt diesen Community-Gedanken und hat gezeigt, dass man damit nachhaltig und ohne hohe Lizenzkosten Geld verdienen kann und Arbeitsplätze schafft.“
Die Umsetzung:
Laut Harald Werner verlief die Umsetzung des Projekts sehr gut: „Zarafa wurde auf einem Linux-Server aufgesetzt. Ein Maildisclaimer hängt automatisch unsere Signatur an ausgehende E-Mails. Die Umstellung des Servers und der Mailboxen war absolut problemlos. Probleme gab es allerdings mit dem Maildisclaimer und dessen Anbindung an das Active Directory, die jedoch rasch behoben werden konnten.“ Die Benutzer in der Verwaltung der Stadt Lohr arbeiten nun hauptsächlich mit dem Zarafa Webaccess, der Webapp und mit Thunderbird.
Fazit:
Mit der neuen Groupware ist man bei der Stadt Lohr sehr zufrieden. „Zarafa setzt auf Standards, wie z. B. die MySQL-Datenbank. Dadurch ist alles anpassbar und erweiterbar. Programmierungen durch den Dienstleister können der Community zurückgegeben werden, das ist toll für den Open-Source-Gedanken. Viele Nutzer schätzen die Freiheit und die Flexibilität bezüglich der Mailclients und des Webaccess. Man kann einfach zu jeder Zeit und an jedem Ort auf Postfach und Kalender zugreifen.
Nur ein paar wenige Nutzer vermissen ihr Outlook noch etwas, gewöhnen sich aber zunehmend an den identisch aussehenden Webaccess. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass die Lösung deutlich kostengünstiger ist als MS Exchange“, freut sich Harald Werner.
Mit Nagios, einer Lösung für Servermonitoring, und OPSI, einem Client-Management-System, steht zurzeit ein weiteres Einführungsprojekt bei der Stadt Lohr in den Startlöchern. Beide Lösungen sind gleichfalls Open-Source-Produkte.
Über die Stadt Lohr:
Lohr am Main, mit annähernd 16.500 Einwohner die größte Stadt im Landkreis Main-Spessart, ist heute ein Mittelzentrum sowie ein wirtschaftlicher und kultureller Schwerpunkt zwischen den Räumen Aschaffenburg-Würzburg-Schweinfurt. Rund 100 PC-Arbeitsplätze verwaltet der IT-Verantwortliche Harald Werner im Rathaus.
Über Open Source:
Im Gegensatz zu proprietärer Software, wie z. B. von Microsoft, besagen die Lizenzbestimmungen bei Open-Source-Software, auch „quelloffener“ Software, dass der Quellcode öffentlich zugänglich ist. Je nach Lizenz darf die Software frei kopiert, modifiziert, verändert und weiterverbreitet werden. Die Software wird dabei von der sogenannten Community entwickelt. Oft beteiligen sich auch Softwarehersteller daran. Der Vorteil von Open-Source-Software liegt darin, dass sie durch die offenen Standards extrem flexibel ist und sich an nahezu jede IT-Infrastruktur und jedes Unternehmensbedürfnis anpassen lässt.